Was der BER und Stuttgart 21 mit der MFA gemeinsam haben...

 

Es gibt Dinge, die sind gut gemeint. Und von außen betrachtet auch sinnvoll. Aber manchmal merkt man erst später, dass die Idee sich doch nicht so umsetzen lässt, wie geplant.

Der Flughafen in Berlin ist so eine Idee. Vielleicht wäre abreißen und neu eine bessere Idee, aber dabei würden sicherlich Entscheider das Gesicht verlieren und so ergeht man sich in Planungen und Kosten. Manche Wege sind aber gar keine Einbahnstraße, sondern bieten die Möglichkeit zur Kehrtwendung.

 

Warum man in Stuttgart einen neuen Bahnhof benötigt, hat sicherlich kaum jemand verstanden. Manche Dinge werden aber erst dadurch wahrgenommen, dass es Proteste dagegen gibt, oftmals erst dann, wenn es schon zu spät ist und nicht mehr geändert wird.

 

Zugegeben, dass sind Großprojekte. Die Multifunktionsanslage, MFA, ist dagegen nur ein kleiner Punkt. Aber für so eine Stadt doch schon wichtig.

Es ist ja viel darüber geschrieben worden.

 

Zusammengefasst könnte man sagen: Der Landkreis hat die Zustimmung für den Bau einer Multifunktionsanlage erteilt. So eine Sportanlage soll den Kindern und Jugendlichen dienen, die sich nicht im Verein betätigen bzw. es soll der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.

 

Praktisch ist es, wenn sie sich direkt an einem Ort befindet, an dem sich eben die Nutzer aufhalten. Zum Beispiel eine Schule. Zum Beispiel am Gymnasium.

 

Die sagen aber: „Nein, danke“. Erklärend muss man hinzufügen, allem voran geht die Nutzungsdauer: Wie viel Zeit bleibt nach Schulschluss übrig? Braucht man in der dunklen Jahreszeit gar ein Flutlicht zur Nutzung? Und dann: Wer pflegt das Ding? Der Hausmeister wird nicht gerade begeistert über Mehrarbeit gewesen sein. Die Schule sah ihre schöne Grünfläche verschandelt und für alles das war die Frage: Wird das dann am Ende auch genutzt?

 

Ein wichtiger Aspekt war auch, dass man die Befürchtung hatte, dass diejenigen sich von der Anlage magisch angezogen fühlen, die gern mal etwas kaputt machen. Und wer kommt dann für den Schaden auf? Der Schulleiter warf ein, er möchte lieber nicht erleben, dass morgens ein Kind in die Scherben fällt, die Randalierer nachts produziert haben.

 

Also lieber weg damit. Nur – wohin?

Das Argument der Pflege, Nutzung und Sicherheit gilt ja auch für andere Standorte, die nicht einer gewissen „Beobachtung“ unterliegen, sprich: Wo man zu jeder Tages- und Nachtzeit hingehen könnte.

 

Anwohner könnten sich über die Lärmbelästigung beschweren. Ausreichend Platz muss vorhanden sein und – die Nutzer müssen kurze Wege haben, sonst macht es keinen Sinn.

 

In einem Ortsteil funktioniert so eine ähnliche Anlage. Da ist es aber auch so überschaubar, dass da die Gefahr von Vandalismus eher nicht gegeben ist. Und mangels Alternative wird der Platz dort sicherlich mehr genutzt.

 

Die Idee eines hiesigen Vereins, den „Stein des Anstoßes“ doch auf dem Vereinsgelände unterzubringen wurde abgelehnt.

Zum einen sicherlich, weil man den Oberen des Vereins so vehement ablehnt und ihm persönliche Motive unterstellt. Zum anderen aber auch, weil man befürchtet, dass sich Kinder/Jugendliche ohne Vereinszugehörigkeit ausgegrenzt und ausgeschlossen fühlen und das Vereinsmitglieder den Platz verstärkt für sich beanspruchen könnten.

 

Vom Ansatz her ist die Idee dabei gar nicht so verkehrt: Der Verein hätte den Platz, die Pflege und darüber hinaus ein erweitertes Sportangebot. Würde sich nach Außen hin als offen und sympathisch auch nicht Vereins-zugehörigen zeigen.

 

Leider gibt es tatsächlich bislang nicht so viel, was darauf hindeutet, dass der Verein sich sehr einbringt für eben solche, die keine Mitgliedschaft haben.

Okay, es gibt die Freizeitliga. Die soll für Jedermann sein. So wirkt es nach außen nur leider nicht.

Es sieht eher wie eine Integrationsliga aus. Das ist ja auch gut und schön, aber schließt dann schon wieder diejenigen aus, die gern Sport machen möchten, nur eben ohne Verein.

 

Da es wenig Möglichkeiten gibt, mir fallen spontan nur die Schulhöfe ein, sofern man sie nach Schulschluss benutzen darf, wäre es schon gut, so eine Anlage irgendwo stehen zu haben.

 

Gegen den Verein spricht also, dass sich nicht Mitglieder ausgeschlossen fühlen könnten. Wenn diese Anlage jedoch irgendwo auf Feld und Flur steht, kann das auch passieren. Nur dann nicht von Vereinsmitgliedern, sondern von denen, die eher aus Bosheit andere nicht auf den Platz lassen würden. Es wäre also durchaus sinnvoller, es dorthin zu platzieren, wo eine gewisse Aufsicht vor Ort ist.

 

Und da kommt dann der Verein selbst ins Spiel: Wenn den wichtigen Entscheidern etwas daran liegt, die Anlage zu übernehmen, müssten sie auch entsprechend alles dafür tun, dass keinesfalls auch nur der Hauch eines Eindrucks entsteht, den man jetzt als Gegenargument verwendet. Ob das entsprechende Zeiten sind, die eingerichtet werden, ob man seinen eigenen Mitgliedern verständlich macht, dass sie kein Vorrecht haben oder dergleichen mehr.

 

Vielleicht wäre es schon sympathischer, wenn man nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit so tun würde, als sei der Verein der „heilige Gral“ und der Vorstand der „Retter der Menschheit“. Das mag überzogen klingen, aber ein bisschen mehr Bescheidenheit würde das Image durchaus verbessern.

 

Es sei denn, die Stadt zaubert eine vergleichbare Idee aus dem Hut.

 

Oder man verzichtet auf die MFA und nimmt das Geld, um einiges mehr Kinder- und Jugendfreundlich in der Stadt zu gestalten. Denn viele Anlaufstellen hat man hier vor Ort leider nicht.

 

Man darf also gespannt sein, wie es mit der MFA weitergeht und wie viel Zeit tatsächlich noch ins Land zieht, bis man sich auf eine (und derzeit fällt mir gar keine andere Lösung ein) Möglichkeit einigt, ohne, dass sich die Befürchtungen bewahrheiten (da könnte ja die heimische Presse, sofern nicht irgendwie nun ja, „wertgeschätzt“ durch den Verein, da großzügig drüber wegsehen würde, ein waches Auge drauf haben) und so, dass beide Seiten zufrieden sein können.

 

Der Bürgermeister selbst hat übrigens etwas sehr kluges gesagt: Man muss sich immer in das Gegenüber hineinversetzen und davon ausgehen, dass die andere Seite auch nur das Beste möchte. Und das funktioniert praktisch überall. Sicherlich auch bei der MFA.