Die Fußballweltmeisterschaft 2018

 

 

 

Ich, für mich, habe beschlossen, dass ich die WM nicht anerkenne. Demnach sind wir, also die Fußballnationalmannschaft, immer noch Weltmeister. Dass ist ja fast schon ein politisches Statement. Was nicht gefällt, wird nicht anerkannt.

 

Ich weiß auch nicht, warum Philipp Lahm da so einfach den Pokal im Köfferchen hingeflogen hat und den auch noch freiwillig abgibt. Aber klar, er war ja auch nicht dabei. So wie viele der deutschen Mannschaft, die ja scheinbar nicht geglaubt haben, dass es hier wirklich zur WM geht und nicht in ein Trainingscamp.

 

 

 

Ein Desaster! Wo soll man anfangen? Die Freundschaftsspiele oder Testspiele, waren so was von schlecht. Geschlagen von den Österreichern oder haben wir uns da für die Punkte beim Eurovision Schlager Contest bedanken wollen? „Na geh, lassns wir die Ösis doch mal gewinn, nun seid ned so“, wird man beim DFB, dem Verein der farblosen Krawattenträgern, gesagt haben.

 

Außerdem, dass weiß man doch, ist die Nationalmannschaft eine Turniermannschaft, die sich im Laufe des Turniers steigert und dann am Ende gewinnt.

 

Ja, doof nur, wenn man dabei vergisst, dass man, um ins Endspiel zu kommen, doch im Vorfeld ein paar Spiele gewinnen muss, sonst fliegt man raus.

 

 

 

Und was haben wir uns alle gefreut, als in der Vorrunde Ikea, ich meine Schweden, besiegt wurde. Hohoho, die Deutschen können so richtig abgehen, wenn sie gewinnen. Ich glaube, es gibt nicht einen Witz über Ikea, der sich nicht bei Twitter verselbständigt hat. Befürchte aber auch, dass im Gegenzug bei allen deutschen Lieferungen demnächst kein Inbusschlüssel mehr beim Billyregal dabei sein wird. Die Schweden haben nämlich auch Humor ^^

 

 

 

Und wer Schweden schlägt, der wird Weltmeister. Oder eben nicht.

 

Verloren gegen Südkorea. Viele wussten nicht einmal, dass es das Land überhaupt gibt. Und jetzt schlagen die den Weltmeister. Unglaublich! Das liegt aber auch daran, dass Manuel Neuer die Spieler einfach nicht gesehen hat. Mit stolzgeschwellter Brust schreitet er hocherhobenen Hauptes über sein Feld. Da kann man so kleine Koreaner schon übersehen. Memo von Herrn Löw, nur gegen Mannschaften antreten, deren Spieler mindestens 1,80 m groß sind, sonst sieht der Manu die nämlich nicht.

 

 

 

Was hat die WM noch so mit sich gebracht? Die Spieler waren untergebracht in einer Art Jugendherberge. Hach Sapperlot nochmals! Das sind die doch gar nicht gewohnt, diese kleinen Zimmerchen! Wie soll ein Spieler da wissen, dass hier die WM stattfindet? Das sah doch eher nach einem Spiel in Klein-Poppelsdorf aus!

 

Und wo haben sie dann auch gewonnen? Am Beach von Sotchi, da, wo sich Jogi Löw morgens gegen eine Palme gelehnt hat, um für Nivea Werbung zu machen, genau da. DAS ist das Nivea, ähm das Niveau der deutschen Mannschaft. So muss ein Trainingshotel aussehen! Ohne Sonne und Strand läuft da schon mal gar nichts. Deshalb findet die nächste WM ja auch in Katar statt und nicht auf Grönland.

 

 

 

Seit 2014 sind WIR ja die deutsche Mannschaft. Oder eigentlich sind wir DIE MANNSCHAFT. Alle anderen heißen Franzosen oder Isländer, nur die Deutschen, die heißen die MANNSCHAFT. Weil wir vier Sterne haben. Und weil wir Manuel Neuer haben. Wir sind ein Team. Jawohl!

 

 

 

Leider war von der MANNSCHAFT aber nur der Rest aus 2014 übrig. Ein Teil der Spieler hat ja am Tegernsee grenzdebile Interviews gegeben oder den Pokal poliert. Oder für ein Smartphone depressive Werbung gemacht. Mario, sei froh, dass Du nicht dabei warst.

 

Es spielten oder verlierten also ein Teil der MANNSCHAFT und ein paar neue Spieler, die man so nicht wirklich kannte und von denen man einige auch nicht kennen möchte, weil sie nicht so richtig den Sinn von „man könnte auch mal abspielen“ verstanden haben.

 

Leider war auch der Trainerstab ein Teil der MANNSCHAFT und die hatten ja ihr Soll erfüllt. Endlich Weltmeister. Was soll da noch kommen? Mehr als Weltmeister geht doch nicht. Und so haben sie dann auch trainiert. Oder sich in sinnfreien Interviews verloren.

 

 

 

Bezeichnend, dass sich die Zuschauer mehr echauffierten darüber, ob bei der Hymne mitgesungen und nicht, ob auf dem Platz Fußball gespielt wird. Es hatte so ein bisschen was von, da spielen Spieler von Klein-Poppelsdorf, die gern aufsteigen würden in die Amateurliga, gegen Bayern München, die nebenbei ihre Emails checken und zur Haarpflege mal eben an den Spielfeldrand eilen. Mönsch, wir sind WELTMEISTER, wir sind die MANNSCHAFT, man kennt uns doch!

 

 

 

Ich bin außerdem davon überzeugt, dass einige einfach nur eher in den Urlaub wollten. Lieber Strand als Rasen, war das Motto.

 

 

 

Und während in Deutschland die Fans ihre teuer erkauften Deutschlandfähnchen gebügelt wieder in den Schrank sortiert haben und sich verzweifelt fragten: Für wen sind wir denn jetzt eigentlich? Und: Das war es jetzt echt?

 

Und erst die Gastronomen, die für teuer Geld LED Bildschirme aufgestellt haben und nun spontan für andere Mannschaften um dekorieren mussten, um zu retten, was zu retten geht. Während also in Villarriba noch gehofft und geschaut wurde, saß man in Villabajo schon wieder am Strand und hat seinen MANNSCHAFTSKÖRPER für Instagram gebräunt.

 

 

 

Tja, also das war jetzt die WM? Historisch auf jeden Fall das Ausscheiden in der Vorrunde. Das muss man als Weltmeister auch erst mal bringen. So eine Leck-mich-am-Lederschuh Einstellung. So ganz Nonchalance mal verlieren. Scheiß auf Russland, Karibik ich komme.

 

 

 

Verpasst haben sie dafür folgendes: Die WM in Russland geht eindeutig in die Geschichte an, als die sauberste WM ever. Nicht vom Spielverlauf her. Sondern von den Fans und Spielern, die nach den Spielen sowohl das Stadion, die Kabinen als auch bei Putin persönlich durchgefeudelt haben.

 

Ja, die coolen Männer mit ihren Tattoos haben das kleine Staubläppchen rausgeholt und einmal rund ums Klo gewischt. So muss das.

 

 

 

Und erst die Trainer! Früher erkannte man den Trainer an seinem blauen Adidasjogginganzug. Heute sehen sie aus, als hätten sie bei den Karl May Spielen in Bad Segeberg Old Shatterhand gespielt oder würden Werbung für Armani oder Nivea machen. Und ehrlich, so trainieren sie auch.

 

Wie viele Spieler wegen Heuschnupfen an den Spielfeldrand gekrochen sind oder heulend am Boden lagen, nur, weil sie einer herumgeschubst hat. Ich warte nur darauf, wann die größte Uschi von den Spielern gewählt wird. Statt Werbung für Adidas machen sie demnächst wohl Werbung für Hansaplast.

 

Was waren das früher noch für Spieler! Kernige Jungs mit Haaren am Sack. Heute glattrasierte, aber voll tätowierte Playstationspieler, denen die Frisur wichtiger ist, als sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen.

 

 

 

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Videobeweis nur eingeführt wurde, damit die Spieler zwischendurch gucken können, ob die Frisur noch sitzt. Bilde ich mir das ein oder gibt es kaum noch Kopfbälle? Vielleicht würde bei einigen der Ball glatt am Kopf kleben bleiben, bei der Menge an Haargel.

 

 

 

Hat man früher auch die Namen der aktuellen Freundin auf den Schuh nähen lassen? Da hätte Lothar Mattäus wohl jede Woche neue Schuhe gebraucht^^

 

 

 

Russland ist übrigens erstaunlich weit gekommen, bis den Veranstaltern wohl klar geworden ist, dass es vielleicht auffällt, wenn sie es bis ins Finale schaffen. Deshalb hat man ihnen auch Schnüffelsachen auf die Hände gegeben, dass sie vergessen, wo das gegnerische Tor ist. Tricky, aber das ist die Fifa.

 

 

 

Ein paar Spielberichte: Neymar hat sich mit seiner Leistung für den nächsten Oscar nominiert. Oder macht demnächst eine eigene Stuntschule auf. Ronaldo hat einen Frisurentrend kreiiert. Island hat uns das HUH wieder gebracht. Männer mit Bärten, seufz! Senegal hat für das Spiel eigene Regeln mitgebracht, die nicht bei jedem Schiedsrichter gleich gut ankamen.

 

Holland und Italien sind schon in der Vor-Vorrunde ausgeschieden. Argentinien hatte sein Maskottchen Maradona auf der Tribüne mitgebracht. Und Messi hat schon mal für Island geübt und sich gleich den Bart mitgebracht.

 

 

 

Belgien war vielen sympathisch, weil man so die Deutschlandfahne noch weiter verwenden konnte und Belgien ja nun nicht soooo weit entfernt ist. Da wohnen genug Deutsche, die „günstig“ wohnen möchten, also bitteschön.

 

Mein persönlicher Favorit war ja England. Was hätte ich denen ihr Football is coming home gegönnt. Ryan Gossling als Teamkapitän und eine coole Socke im Tor. Fast wie in alten Tagen die MANNSCHAFT. Nach dessen Ausscheiden war für mich die WM, so ich sie denn jemals anerkannt hätte, sowieso beendet. Spiel um Platz drei, pfft, wer will das sehen? Nicht mal die Engländer, als unmittelbar Beteiligte, hatten Bock drauf. Die haben nur mal ihre Stollenschuhe über den Rasen geschlappt und sind dann auch gefahren. Dritter Platz in der WM, geht’s noch?!

 

 

 

Das alles bietet Stoff für Filme. Wie wäre es statt „das Sommermärchen“ mit „Nightmare over Russia“ oder „das Wunder von Sotchi“?

 

 

 

Gewonnen hat dann, ach, wen interessiert es. Sie wissen doch, nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Wir sehen uns also zur nächsten Winter WM in Katar.