Wussten Sie eigentlich, dass...





Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es ungefähr 500.000 Euro an Kosten sind, die es braucht, um ein Kind großzuziehen.

Dafür könnte man sich schon ein Haus leisten.

Oder eine luxuriöse Weltreise.

Oder einen schicken Sportwagen.

Oder 100 Hermes Handtaschen.

Oder jeden Tag neue schicke Schuhe.

Wobei – dafür müsste man den monatlichen Betrag auch beseite legen und ungefähr 18 Jahre nicht anrühren, damit die Rechnung irgendwie aufgeht. Und – mal ehrlich – wer würde das schon machen?!

Ich habe mich gefragt, wie kommt so ein Betrag zustande. Ich meine, 500.000 Euro – die paar Windeln am Anfang, Stillen spart ja auch viel Geld und später kann man gut auf so Secondhandbasaren kaufen. Ist ja auch dauernd irgendwo Sales und na ja, die paar Schulbücher und zu Weihnachten ein Fahrrad....

 

 

Ja. Das denkt man, so lange bis man dann ein Kind hat.

Gestillt hab ich. Günstige Windeln hab ich auch gekauft. Und doch war das monatliche Budget oft nicht ausreichend. Weil man soviel Klumperquatsch anschleppt: die gaumengerechten Schnullis, niedliche Strampler von H & M, Disneybettwäsche und Babyschühchen von Adidas (okay, das waren die Hormone!! Sonst würde ich so eine unnütze Ausgabe gar nicht machen!!). Aber es läppert sich tatsächlich einiges zusammen. Ich kaufte zwar auf Basaren, aber dafür schon in größeren Mengen. Man will ja nicht nur drei Strampler im Schrank haben. Und dann hier eine Creme und da eine Salbe und hier ein Mützchen und da ein Gläschen und diese kleinen Beträge bringen schon eine stolze Summe zusammen.

Kinderschuhe sind übrigens immens teuer! Und es lohnt nicht, weil sie kaum getragen werden, weil so kleine Füßchen so schnell wachsen. 60 Euro für ein Paar neue Schuhe! Holla, die Waldfee, da hab ich oft geschluckt! Ja, die Verkäufer meinten dann, dass die Arbeit ja ähnlich aufwändig ist, wie bei Schuhen von Erwachsenen. Chrchrchr, dafür trage ich meine Schuhe entscheidend länger.

 

 

Einiges kann man sich natürlich echt verkneifen: diese ganzen Babywippen und Babyschaukeln mit und ohne Musikgedöns und Markenturnschuhe für Babies sind wirklich Ausgaben, die kann man sich sparen.

Wenn ich im Laden werdende Eltern sehe, die sich so einen Schrott zulegen wollen, muss ich mich echt zurückhalten, damit ich nicht sage, dass sie das Geld lieber sparen, denn irgendwann kann man nicht mehr auf Basare zurückgreifen und spätestens im Schulalter steigen sowohl die Anzahl der wichtigen Kleidungsstücke, als auch die weiteren Ausgaben immens an. Und DA fehlen einem dann die Euros, die man fürs Baby, was davon sowieso keine Notiz nimmt, ausgegeben (oder aus dem Fenster geworfen!) hat.

 

 

Aber das allein ist es doch nicht. 500.000 Euro geteilt durch 18 Jahre sind fast 28.000 Euro pro Jahr, also 2.500 Euro pro Monat. Das kann doch nicht hinkommen. Soviel GELD habe ich nicht einmal zur Verfügung für uns alle – geschweige denn für EIN Kind!!

Da muss wohl der Führerschein, das erste Moped und der Studienaustausch mit den USA eingerechnet worden sein....

Andererseits...

Heute Morgen, als mein Staubsauger seinen Geist aufgegeben hat und ich herausgefunden habe, dass kleine Kinderhände (deshalb sollten Kinder im Haushalt KEINE technischen Geräte anfassen!!) das Saugrohr vom Fußteil abgebrochen haben, dachte ich mir so: „doch, das kann hinkommen.“

Denn Tatsache ist, dass das schon der vierte Staubsauger ist, den meine Nachkommen zerlegt haben. Anfangs hatte ich noch ein super Gerät, extra für Allergiker mit allem dran, was man so braucht, wenn man alles hygienisch für kleine Kinder haben möchte. Mittlerweile hab ich einen 50 Euro Sauger aus dem Supermarkt, aber auch der hat nur eine begrenzte Lebensdauer.

Und das ist nur der Staubsauger...

Diverse Telefone und Handys, zwei DVD Player, Fernseher auch schon der Dritte, dann diverse Kleingeräte (elektrische Zahnbürsten sind prima, um damit Lego zu putzen), drei komplette Musikanlagen (der DVD Player, es ist immer der DVD Player!), Lampen, etc. zuzüglich der unzähligen Spielsachen, die Batteriebetrieben, den Weg in die ewigen Jagdgründe gegangen sind, lange, bevor sich ihr Kaufpreis amortisiert hat.


Ach ja.....

Meine Kinder haben durchaus die heimische Wirtschaft angekurbelt. Und ich habe das ganze noch forciert.

Es ging schon los im Babyalter: Fläschchenwärmer (immer einen als Reserve) – hab ich nie gebraucht! Hatte aber zwei Stück parat. FALLS mal benötigt.

Ach ja, einen extra für unterwegs (fürs Auto! Als ob man gerade DORT ein Fläschchen warm machen muss!).

Dann eine elektrische Waage (wozu??) und einen Sterilisator (zwei, einen für bei die Omma zu lagern... haben wir den mal gebraucht?..... NÖ!!)

Nachtlicht (Haltbarkeitsdauer, nicht der Rede wert). Babies erster Kassettenrecorder (schalala, einmal hingefallen, kaputt!)

 

 

Aber nicht nur Technik, auch normaler Schnickschnack verschlang Unsummen und hielt, na ja,...

Der tolle Hochstuhl, stufenlos verstellbar, damit das Kind auch noch nach JAHREN dort drauf sitzen kann! Hat sich die Tagesmutter einmal drauf gesetzt. Danach leichte Schlagseite. Der Stuhl natürlich. Die Frau hatte den sicherlich schon vorher...

Bauklötze (mochten beide Kinder nicht). Sammlung Stofftiere und Puppen. Hatten meine Kinder auch kein Interesse dran. Das ist ja das schwierige – man denkt als Eltern, man MUSS was ganz tolles und schönes kaufen – und die Kinder suchen sich dann ihre eigenen Sachen aus. Das kann etwas ganz anderes sein. Wie eine Fernbedienung zum Beispiel, oder eine Legofigur oder ein kleines Kissen – aber nicht das sprechende geschichtenerzählende Kuscheltier für 69 Euro aus dem Spieleparadies. Sowieso, ein Schweinegeld für Spielsachen ausgegeben, die ICH toll fand für meine Kinder, die meine Kinder aber leider total ignoriert haben.

 

 

Auch im Schwang der Hormone lässt man sich in der Schwangerschaft allen möglichen Scheiss von gut geschulten Fachverkäufern im Spielwarenladen oder beim Babyausstatter aufschwatzen.

Dinge, die man NICHT benötigt!! Die einen nur viel Geld kosten.

Und auch später.... Wir waren zu einer Schulranzenparty. Nichts mit Schnittchen und Ballons, sondern nur zig Schultaschen, die hier angeboten worden sind. Türlich alles nur Marken! Keiner unter 100 Euro. Mit Zubehör, damit man farblich passend Turnbeutel, Federmappe, Schlamperetui, Regenschirm und Brotdose hat. Alles total ergonomisch.

Ich sags mal, wie es ist: Ich hatte in den 70ern einen ganz normalen Schulranzen. Der wird nicht die Welt gekostet haben. Der wurde nicht angepasst und war weder ergonomisch noch ökonomisch. Der war einfach nur ein Aufbewahrungsort für meine Schulbücher.

Und? Ich habs überlebt. Wie übrigens ganze Generationen vor mir auch.

Heute muss alles genau überprüft und getestet werden. Heute ist der Ranzen der Marke xy angesagt und der Testsieger, im nächsten Jahr schon ein ganz anderer. Die Ranzen heute kommen mir aber – schon OHNE Schulsachen drin – viel schwerer vor, als die damaligen. Und die Kinder müssen auch einiges mehr mitschleppen. Ob es da ausreicht, einen rückenfreundlichen Ranzen zu kreieren? Wäre doch besser, man würde die Ranzen schlichter machen, die Schulbücher reduzieren und auslagern und die Kinder normal zur Schule schicken. Ohne Disney und Co als Bild drauf. Da geht’s doch dann schon los mit dem Markenbewusstsein und dem „ich bin, was ich habe“ und nicht „ich bin, was ich bin“.

 

 

Und dann diese vielen Marken: es müssen Kindersachen von Disney sein oder Mini Mexx oder Lego Wear. Und die Schuhe Geox oder Adidas oder Superfit. Und später Nike Turnschuhe und Tasche von Eastpak. Tests haben ergeben, dass teure Markenkleidung weder optisch (wenn man mal das Markenemblem vergisst) noch von der Qualität her ihren Preis wert sind! Also, so what?!

 

Meine Große sagte mir kürzlich, sie würde ihre Jacke ja gern tragen (eine gefütterte Regenjacke), aber leider würden alle Mädchen nur Kunstlederjacken tragen oder Jeansjacken, also könnte sie ihre nicht mehr anziehen. Auf meine Frage, ob das nicht ein bisschen zu kalt wäre, meinte sie, dass sei egal, Hautpsache angesagt.

Also stiefelt sie nun in einer schönen Kunstlederjacke los und friert, ist dafür aber top gestylt.

 

 

Das ist der nächste Punkt, Kleidung. Dem Kleinkind kann man noch nette Sachen vom Basar anziehen. Aber spätestens (allerspätestens!) zur Schulzeit hört das schlagartig auf. Die Sachen müssen NEU und MARKEN sein. Die dürfen nicht nach Discounter oder Vorjahresware aussehen.

Deshalb gibt’s auf den Basaren auch immer weniger größere Größen, weil die Sachen dort gar nicht mehr verkauft werden (und auch, weil sie definitiv durch das langsamere Wachstum einfach ausgetragen sind. Die kann man niemandem mehr anbieten).

Dazu kommt – wenn wir mal wieder bei den Kosten sind – noch die Beiträge für diverse Sportvereine, Musikschule und AG. Plus passendem Outfit.

Die Schulbücher, die jedes Jahr mehr werden und die zum größten Teil selbst angeschafft werden müssen.

Spezielles Equipment für die Schule, streng nach Vorschrift.

Auch das Bildungs – und Teilhabepaket ist dafür nur ein kleiner Tropfen auf einem sehr, sehr heissen Stein. 10 Euro monatlich für EINEN Verein. Frag mal in der Musikschule, wie hoch der Monatsbeitrag dort ist. Oder frag mal im Verein, wie weit man mit 10 Euro im Monat kommt. Ohne Ausrüstung, ohne Instrument.

Da geht die Schere, was die Förderung der Kinder betrifft, auch weit auseinander.

Nachhilfe? Die Kosten werden auch übernommen, aber nur, wenn die Versetzung gefährdet ist (also fast schon zu spät) und nicht dann, wenn sich Schwierigkeiten zeigen.

Und für alles und jeden muss man einen ausführlichen Antrag stellen, dessen Bearbeitung sich lange hinziehen kann.

So ist das.

Das Gros an Kosten bleibt an mir hängen. Der Singlemom.

Und wenn ich wieder mal so drüber nachdenke, wie sich diese 500.000 Euronen wohl verteilen mögen, dann denke ich, okay, das sind die normalen Kosten, die unnützen Kosten, die „sie sollen keinen Nachteil haben, deshalb kaufe ich das jetzt für sie, auch wenn ich es mir gar nicht leisten kann“ Kosten, die „das ist nun der dritte Staubsauger, den die Kinder kaputt gemacht haben“ Kosten, die „die Kinder wollen dazugehören, deshalb wird’s der Markenschuh“ Kosten, die Schwimmbad/Kino/Spielepark-Kosten, die „es ist Weihnachten und dein Papa hat sich wieder nicht gemeldet, also kauf ich es Dir als Trost“ Kosten, die „wer hat denn wieder das Licht brennen lassen?“ Kosten, die „alle haben ein Handy, ich will auch“ Kosten, die „alle feiern ihren Geburtstag im Schwimmbad“ Kosten, die „die Kosten für die Klassenfahrt werden übernommen, aber für die Ausflüge, den Eintritt und das Taschengeld müssen Sie aufkommen“ Kosten, die „schon wieder sind die Schuhe zu klein“ Kosten, etc. Ein Riesenberg.

Und doch – mag es kosten, was es wolle. Wir sind nicht die reichsten und nicht die am schönsten Wohnenden, aber meinen Kindern gefällts. Und auch wenn ich niemals eine Weltreise oder einen schicken Sportwagen haben werde, den hätte ich garantiert auch ohne meine Brut nicht. Ich bin nämlich auch ein guter Verbraucher ;-)