Lüge Liebe

 

 



Seit Menschengedenken verfolgt der Mensch einen Traum, den Traum, dass er nur die Hälfte eines Ganzen ist und seine zweite Hälfte sucht. Findet er sie, so leben sie glücklich und in Frieden bis an ihr seeliges Ende.

 

Soviel zur Märchenwelt. Wie ist aber die Realität?

 

Ich glaube, es geht mehr darum, dass sich in Urzeiten die Menschen einfach zusammengetan haben: zur Fortpflanzung, zur Erhaltung der Art und weil die Natur das so in den Menschen hineingenetisiert hat.Durch geistige Weiterentwicklung und einer besseren Lebenserwartung hat sich auch dieser Instintk etwas verwandelt. Nunmehr geht es nicht um die triebhafte Fortpflanzung, sondern darum, gesellschaftliche Anerkennung zu finden.

 

Das hätte ich natürlich nun noch in 200 Zeilen erläutern können.. Aber lassen wir das. Denn es geht mir um etwas ganz anderes. Wenn wir nicht mehr vom Instinkt geleitet die eigene Art erhalten müssen, was zieht uns dann zu einem Partner hin? Woher stammt das Gefühl, nicht allein auf dem Planeten umherwandeln zu wollen? Wer oder was suggeriert uns, dass wir nur die Hälfte eines Ganzen sind? Und vor allem, sind wir das wirklich? Nur die Hälfte? Sind wir praktisch ohne Partner nur halbwertig? Nicht vollständig? Woran erkennen wir den vermeintlich fehlenden Teil? Sind es doch Urinstinkte,, die uns antreiben? Und was macht uns so sicher, den wirklich einzig passenden gefunden zu haben? Den für immer und alle Zeiten?

 

Zur Zeit unserer Vorfahren war die Ewigkeit schnell erreicht, war doch die Lebenserwartung nicht sonderlich hoch. Silberne Hochzeit wurde eher selten gefeiert. Wenn der Rest des Lebens praktisch um die 40 endet, sind die gemeinsamen Jahre ja doch irgendwie absehbar - sprich: bevor es überhaupt zu Eintönigkeit kommen KÖNNTE, ist das Leben vorbei. Es mag platt klingen, aber es ist so.

 

Es wäre aber sehr schlicht zu behaupten, nur die geringe Lebenserwartung hat ein langes gemeinsames Leben bewahrt. Die Generation meiner Großeltern zum Beispiel hatte eine hohe Lebenserwartung und es waren lange Ehen darunter.

 

Aber alles nacheinander:

 

Wer sagt nun, dass man nur als PAAR ein erfülltes Leben leben kann? Nun, zum Einen sicherlich die Lebensweise und die Gesellschaft, sprich wir alle. In der damaligen Zeit,  wenn wir schon die Großelterngeneration ansprechen - wurde die Frau schon früh auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Einen Beruf erlernen stand nur den Männern zu. Demzufolge waren die Frauen nach der Eheschließung auch vom Mann abhängig. Eine Trennung oder gar Scheidung wäre gar nicht in Frage gekommen. Sie waren schlicht mittellos, Gesetze zur Versorgung gab es nicht. Also blieb sie beim Mann, egal wie gut oder schlecht die Zeiten mit ihm waren.

Natürlich gab es auch Frauen, die arbeiteten, aber das waren Ausnahmen oder niedere Berufsschichten, die kein großes Einkommen abwarfen und die zudem ihre Einkünfte für den eigenen Mann oder ihre Familie einsetzen mussten.

Es war auch völlig klar, dass das Bestreben darin lag, zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Die junge Generation versorgte dann die ältere Generation, die Familien standen eng zusammen. Man tat es, weil es immer so war und weil das die einzige Möglichkeit der Versorgung darstellte - der Mann wurde durch die Frau versorgt, dass, was bis dato seine Mutter getan hatte und die Frau versorgte den Mann und erhielt - überspitzt dargestellt - als Gegenleistung Schutz und Unterkunft.

 

Das änderte sich, als die Frauen Berufe ergreifen mussten und durften. Die technische Weiterentwicklung, die Kriege und damit verbunden der Mangel an männlichen Arbeitskräften sorgten dafür, dass auch Frauen beruflich tätig sein durften. Zudem war es in der Nachkriegszeit auch nicht so einfach, einen Partner zu finden, da die Männer oftmals im Krieg geblieben sind.

 

Das System veränderte sich. Immer weiter in der Entwicklung - über die Geburtenkontrolle, Emanzipation und Gleichberechtigung der Frau.

 

Die Frage war nicht mehr, mit wem, sondern ob die Frau überhaupt eine Familie gründen wollte. Sie wurde unabhängig.

 

Trotzdem blieb das Konzept lebenslange Partnerschaft etwas, was sich zwar gewandelt, aber nicht gänzlich überholt hatte.

 

Nun war die Frau nicht auf den Mann als Versorger angewiesen und der Mann konnte sich durchaus selbst sein Schnitzel in die Pfanne hauen und man musste nicht mehr heiraten, um zusammen sein zu können.

 

Und doch - in den Köpfen der Menschen war der Wandel zu einem "auch als Single bin ich vollständig" nicht klar angekommen. Zur gesellschaftlichen Anerkennung gehört immer noch der Status Ehe. Sollte das nicht der Fall sein, wird oft genug die Frage gestellt, warum ist das so. Warum bist Du nicht verheiratet? Stimmt etwas nicht mit Dir? Warum findest Du keine Frau/keinen Mann? Eltern sehen ihre Kinder gern in einer guten Partnerschaft. Fragt man diese Generation, dann kommt oft der einfache Satz: Ich möchte mein Kind gern versorgt wissen.

 

Also immer noch der Aspekt der Versorgung? Dabei sehen die Gesetze diese lebenslange Versorgung gar nicht vor. Diese Art von Versorgung übernehmen teilweise die Ämter mit Sozialleistungen, sofern der Mensch nicht selbst für den eigenen Unterhalt aufkommen kann.

Versorgung ist es also nicht allein.

 

Das menschliche Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit? Die Zeiten, in denen man allein verreisen, allein ausgehen und allein leben kann sind doch da - der Partner wird auch ersetzt durch Freunde. Man MUSS nicht allein sein, wenn man es nicht unbedingt möchte. Die Industrie hat wunderbare Angebote für Singles.

 

Da ist es wieder - das Wort - SINGLE.

 

Steckt noch soviel Evolution ins uns, dass wir uns nur in einer Partnerschaft sicher fühlen? Ist der Mann - obwohl in einer modernen Zeit - immer noch der Beschützer? Ist die Frau immer noch Zuständig für Heim und Herd?

Oder ist es eher das Denken anderer, die uns dazu bringen, zu glauben, dass wir nach wie vor nur die Hälfte eines Ganzen sind. Spielt vielelicht das eine Rolle, was in Filmen vorgegaukelt wird? Mann und Frau verlieben sich und reiten zusammen in den Sonnenuntergang und wenn sie nicht gestorben sind, dann... Ist das ein fester Punkt im Herzen, der Glaube an die ewige, die ausschließliche Liebe? Bei all dem Gedöns in der Welt, bei dem Stress der Zeit, will man da glauben, dass es noch so etwas wie Märchen gibt?

 

In einer Zeit, in der die moderne Technik, sprich Internet, Mobiltelefone und die komplette social media uns die Möglichkeit eröffnen, weltweit Kontakte zu knüpfen und uns dazu noch völlig neu zu erfinden, Profile zu erstellen, in denen wir das sein können, was wir gern wären, nicht das, was wir tatsächlich sind. In einer Zeit, in der die Aufnahme von Kontakten so viel einfacher und schneller geworden ist, dass man sich gar nicht mehr festlegen MUSS und es auch immer seltener kann,, in genau diese Zeit passt dieses Bild von der ewig dauernden Partnerschaft gar nicht mehr. Hand in Hand damit, müsste das Model vom Single eigentlich eingemottet werden. Single klingt immer sehr nach "auf der Suche". Und WAS genau wird gesucht? Den Mann oder die Frau fürs Leben? In einer Zeit, die so schnelllebig ist und bei der alles und jeder jederzeit ausgetauscht werden kann und auch wird? Sich heute die Zukunft zu versprechen klingt eher nach einem Wunschdenken. Und genau so sieht die Realität auch aus.

 

Wollte man in meiner Jugend (wie das klingt!!) Kontakte haben, musste man sich schon selbst vor die Tür bemühen. Beziehungen entstanden während der Schulzeit oder im privaten Kreis. Der Radius derer, die man kennenlernte, beschränkte sich auf den Bereich, in dem man sich bewegte, also die nähere Umgebung. So lernte man sich früh kennen und wusste weitestgehend, worauf man sich einlässt. Es gab weder Handy noch Internet - somit fiel auch das Mehrgleisig fahren weg. Genau so, wie die Tatsache, dass man dem anderen durch Mobbing das Vertrauen zerstört, was heute doch viel zu häufig der Fall ist. Denn heute kann man jeden kennenlernen, der sich im Internet tummelt. Singlebörsen sind sehr beliebt und wie der andere tickt, verrät Google nur zu gern, sofern der andere sich dem Netz gegenüber geöffnet hat.

 

Durch dieses übergroße Angebot an Kommunikation und Kontakten sinkt die Bereitschaft, sich dauerhaft fest auf einen Menschen einlassen zu wollen. Das Netz bietet viele Möglichkeiten sich Hintertürchen offenzuhalten. Und nicht nur das - der Radius derer, die man kennenlernen möchte, ist immens groß geworden und Fernbeziehungen gehören genau so zum Alltag, wie sich gegenseitig zu belügen, zu hintergehen und sich zu verlassen. Da das Angebot so groß ist, fällt viel zu oft die Bereitschaft, etwas FÜR die Beziehung zu tun, weg. Warum sich bemühen, wenn es doch schon den Nächsten/die Nächste gibt? Der Anspruch steigt und von den schlechten Zeiten will man in guten Zeiten gar nichts wissen und die schlechten Zeiten werden dann beendet durch eine Trennung. Was früher schon unmöglich war, schafft heute die Unabhängigkeit. Man ist nicht mehr aufeinander angewiesen. Wie im "Verfall der Werte", wo es darum geht, sich der Verantwortung gegenüber der Familie, der Kinder zu drücken, geht es mir hier darum, dass der Beweggrund einer festen Bindung nicht mehr der ist, der er ursprünglich mal gewesen ist.

 

Es beginnt - wie seinerzeit auch - schon mit Gefühlen, im besten Fall mit Liebe oder das, was man dafür hält. Ich würde es eher als intensive Freundschaft, sexuelle Anziehung und den Reiz des Neuen beschreiben. So findet man den anderen und wenn es von beiden Seiten zu passen scheint, entsteht die Beziehung.

 

Sind die ersten Schmetterlinge dann verflogen erfolgt die Bestandsaufnahme: Was gibt mir diese Beziehung? Gesellschaftliche Anerkennung? Werte ich mich damit auf? Ist jemand an meiner Seite, der mir das Gefühl von Stärke vermittelt? Durch den ICH mich stark und selbstbewusst fühle? Will ich eine Familie und die gern mit beiden Elternteilen? Erwartet die Familie, dass ich Traditionen folge? Sozusagen "alles richtig mache"? Wirke ich beruflich seriöser, mit einer festen Bindung? Gehört es auch in der heutigen Zeit zum Denken dazu, fest liiert zu sein? Es scheint vieles eine Kopfsache zu sein. Auch die Hoffnung, durch eine Eheschließung den Partner auf ewig an sich zu binden ist letztendlich nichts als eine (teure) Illusion. Wer gehen will, der geht. Auch wenn er bleibt...

 

Was passiert also, wenn man sich fest an den anderen bindet - egal, aus welchen Gründen.

 

Nach einiger Zeit beruhigen sich die Hormone, der Partner wird zur Gewohnheit. Praktisch dann, wenn andere Dinge in den Vordergrund treten, die den Zusammenhalt symbolisieren und den Alltag abwechslungsreich gestalten: Als da wären - Kinder, Haus, Reisen, gemeinsame Interessen (Hobbies?), der Beruf, die Familie, etc. Alles Punkte, die noch wie ein guter Kleber diese beiden Menschen aneinander binden. Man wird ja auch gefordert: die Kinder wollen erzogen und betreut werden, das Haus muss gebaut, renoviert und eingerichtet werden, gemeinsame Reisen = immer einen Reisepartner an der Seite, Hobbies und gemeinsame Interessen, der Beruf, der Druck der Familie (man will ja nicht enttäuschen), ein gemeinsamer Freundeskreis (meistens nur Paare, alles andere wäre ja unausgeglichen. Eine Frau zuviel = Konkurrenz in den eigenen Reihen! Ein Mann zuviel = Konkurrenz oder Anreiz) will gepflegt werden. Das hält über eine durchaus längere Zeit zusammen.

 

Aber auch dann passiert es immer wieder, dass einer von beiden die Lust am anderen verliert. Frauen werden unter Umständen gern sehr fürsorglich und bemuttern den Partner. Vielleicht fällt es ihnen nicht auf, aber spätestens, wenn sie ihm nach dem Schwimmen beim Abtrocknen helfen, das Make up nur noch für besondere Gelegenheiten aus der Verpackung schlüpft, alles irgendwie "praktisch" ist, man Dinge, die Männer null interessieren mit ihnen bespricht und sich und die eigenen Interessen dem Mann unterordnet, ist auch der letzte Hauch von Erotik verflogen. Man zeigt Seiten an sich, die nicht jeder sehen will oder muss. Lässt der Mann die Klotür offen oder benutzen beide das Bad gleichzeitig, ist schon davon auszugehen, dass da zwei sehr gute Freunde miteinander leben, aber keine Liebenden mehr. Daran ändert auch der vierzehntägig stattfindende Sex nichts. Die Luft ist raus, der Reiz ist weg und das löst unter Umständen den Jagdtrieb aus.

 

Wenn es beim Mann passiert, dann sucht er sich eine sexy Frau nebenbei. Dank des Internets und der ständigen Erreichbarkeit durchs Handy schafft er sich so eine Parallelwelt, in der seine Beziehung, wenn, dann nur am Rande Erwähnung findet. Also eher die Variante a) ich bin Single oder b) ich bin in einer Beziehung, aber es läuft nicht gut. Das legt den Mann schon mal nicht fest und schafft Raum für Illusionen.

Wie sieht es in der Realität aus? Was passiert um mich herum?

Wennn ich mir die Umgebung so anschaue, dann tun sich da wirklich Abgründe auf. Durchaus gut situierte Herren flirten extrem, verschicken Fotos, die nicht verleugnet werden könnten, sagen und schreiben Dinge, die mehr als eindeutig sind - und fühlen sich sicher.

Und warum ist das so? Warum sind Männer teilweise schon so abgebrüht, dass sie Dinge tun und sagen, die ohne weiteres gegen sie verwendet werden können und die ihr Fremdgehen dokumentieren, ohne Skrupel, ohne Sorge auf Entdeckung und ohne Sorge, dass sie von der eigenen Frau dafür abgemahnt und im schlimmsten Fall sogar verlassen werden könnten?

 

Da ich als Frau in der Hinsicht scheinbar völlig anders ticke, habe ich diverse Männer befragt, die, aus verschiedenen Altersklassen stammend, doch einhellig der Meinung waren: was soll passieren? Es ist doch klar, das irgendwann die Luft raus ist. Und dann sucht man sich Abwechslung. Das bereichert doch die eigene Beziehung und zerstört sie nicht. Mann will ja die Frau auch gar nicht verlassen, der Reiz fehlt, das ist es einfach. Für die Basis funktioniert die Beziehung doch super! Ausserdem gibt es genug Bindungen, die verbinden und auch eine Trennung gar nicht notwendig machen. Zudem sind Männer nicht unbedingt geeignet für unbequeme Beziehungsgespräche. Der Mann will nichts klären oder ausdiskutieren. Also macht er sein Ding und hüllt sich in Schweigen. Da kann die Frau bohren wie sie will. Erst wenn er tatsächlich geht, dann erfährt die Frau das und das war es dann aber auch. Nun also zu den Heimlichkeiten.

Was ist, wenn die Frau das herausbekommt? Auch da scheint es kein Thema zu sein: erstmal WENN, wie denn? Sie vertrauen der anderen Frau, die ihnen umgekehrt ja auch vertraut, was gar nicht gerechtfertigt ist, denn sie ist nur die Bereicherung, aber keine Option auf mehr. Zumindest vorerst nicht.

Sollte die Ehefrau aber doch etwas herausbekommen, dann wird es vielleicht Stress geben, aber mehr auch nicht. 1. Die Frau will ihren gesellschaftlichen Status nicht aufgeben. Will den Kindern den Vater erhalten. Will finanziell abgesichert sein. Und sie sieht nicht den Mann als Übeltäter, sondern die andere Frau. Die, die eigentlich nichts dafür kann, weil sie auch vertraut hat, wird nun zum Buhmann und auch das als gemeinsamer Nenner verbindet dann das Paar. Der Mann als armer Verführter, der einer Frau auf ihren geschickt ausgelegten Leim gegangen ist und die böse Frau, die sich in eine so intakte und funktionierende Beziehung gemischt hat. Da ist der Mann doch fein raus - und das weiss er auch.

Warum lassen aber Frauen, in einer Zeit, in der man als Frau beruflich tätig und für sich selbst sorgen KÖNNTE, das mit sich machen? In einer Zeit, in der Trennung und Scheidung zumindest in diesen Breitengraden nicht zur Ächtung führen? Verkaufen sich für einen Mann, der es - um es mal direkt zu sagen - nicht wert ist. Der Kinder wegen? Um denen eine Illusion aufrecht zu erhalten? Weil da Werte sind, die nicht geteilt werden sollen? Weil sie ihren Standard erhalten wollen? Weil sie glauben, doch gesellschaftlich zu verlieren, wenn sie getrennt sind? Glauben sie, sie finden niemand neues mehr? Finden sie sich damit ab?

 

Aufgefallen ist mir, wie schnell Frauen verzeihen können. Die Lüge kann noch so groß sein, sie verzeihen. Dafür, dass der Mann (der das nie vorhatte, siehe oben) sie NICHT verlässt, sind sie dankbar und werten es als "ich muss wohl die bessere sein, die andere hat ihn ja nicht bekommen" und nehmen das als Anlass zu bleiben. Man muss schon sehr viel Fantasie und Selbstverleugnung an sich haben, um damit leben zu können.

 

Und gerade weil das so ist, gibt es so viele Männer, die ihre eigene Beziehung aufwerten mit einer weiteren Frau (oder derer mehrerer) und Verlierer sind damit beide Frauen. Nicht der Mann.

 

Passiert das jedoch umgekehrt und die Frau sucht nach Abwechslung, dann sind die Herren weniger tolerant. Wer seine Frau anfasst, das geht gar nicht. Entweder muss die Frau viel aufwänden, um das zu entschuldigen oder sie hat verloren. Männer sind nicht unbedingt klarer oder selbstbewusster, sie sind nur eher beleidigt und fühlen sich in ihrer Ehre verletzt. Und das lässt sie dann so handeln.

Ausnahme wäre, der Mann tut selbiges oder die Beziehung ist zu einer sogenannten "offenen" Beziehung geworden und der Mann hat eine Gleichgültigkeit gegenüber seiner Partnerin oder sagt sich, so lange er es nicht sieht stört es nicht. Es darf nur nach außen niemand wissen.

Unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit gedeihen viele Pflänzchen des Fremdflirtens.

 

Ist es also alles eine große Lüge? Die Lüge der Liebe? Und besteht die Liebe nicht viel mehr aus Abhängigkeit - egal wovon? Von Geld? Von Statussymbolen? Von dem beschützen wollen oder dem beschützt werden wollen? Ist nicht alles ein geben und nehmen? Ein Ying und Yang? Es gibt immer denjenigen, der Schutz sucht, der allein nicht klar kommt und sich hinter dem Partner verstecken kann und auch DAS kann eine gemeinsame Basis sein. Der eine, der für den anderen die Kohlen aus dem Feuer holt und sich damit wichtig fühlt und der andere, der die Bequemlichkeit genießt. Auch das wird Liebe genannt und bezeichnet doch nur eine Abhängigkeit.

Und auch das Besitzen wollen. Wer einen Partner hat, der ist "wer". Der zeigt nach außen, dass er geliebt wird. Das macht ihn wertvoll. Und der Stolz, dass man den Partner "bekommen" hat. Da spielt sich viel im Kopf ab.

 

Wie funktioniert es nun aber mit den Abhängigkeiten? Es kippt, wenn sich die Gegebenheiten ändern. Oder sich der Partner ändert.

 

Aber es siegt dann oft die Bequemlichkeit oder die Sorge, das "Gesicht zu verlieren". Ein Scheitern wird auch als Versagen bezeichnet. Dann ist man nicht beziehungsfähig. Oder fühlt sich so.

 

Bei all den Lügen, einem neuen Partner gegenüber - wie soll man in der Kennenlernphase das erkennen? Wenn der Mann lügt, wie soll die Frau das wissen? Und wenn sie es weiss, wie geht sie damit um? Sind dann schon zu viele Gefühle im Spiel, so dass man um den anderen kämpfen will? Geht es darum, wer ist der/die Bessere? Wird das Objekt der Begierde erst interessant, wenn es zu einem Konkurrenzkampf wird? Macht Liebe tatsächlich blind oder eher taub und doof?

 

Meiner Meinung nach ist das Model überholt, weil die Lebenserwartung steigt, weil die Menschen sich ständig verändern, weil man zu viele Möglichkeiten hat, von außen Änderungen herbeizuführen, weil das Angebot sehr groß und der Reiz des Verbotenen sehr stark ist, weil es den Verfall der Werte gibt, weil alles schnell kommt und schnell wieder geht, weil es tausend Gründe gibt zu gehen, aber zu wenige, um zu bleiben, also auch monogam zu bleiben.

 

Warum trennen sich Paare nach 10 Jahren oder noch nach 25 Jahren? Weil das eine verdammt lange Zeit ist. Weil der Partner (so hart es auch klingt) noch lebt und weil man immer mehr begreift, dass das Leben endlich ist, aber bis dahin auch sehr viel Zeit vergehen kann. Weiss ich heute schon, was ich in 15 Jahren machen werde? Wenn ich das nicht weiss, wie kann ich dann sagen, dass ich diesen Menschen noch in 15 Jahren um mich haben möchte?

 

Oftmals kommt es zu Trennungen, wenn das Haus abgezahlt ist, die kinder aus dem Haus sind, die gemeinsamen Aufgaben sich reduzieren und man neue Pläne machen müsste oder weil man eigene Interessen entwickelt hat.

 

Also wäre das Model der Freundschaft doch eine gute idee. Die Wahl zu haben, freiwillig beieinander zu bleiben, so lange man es möchte, ohne den Druck, es auch zu MÜSSEN.

 

Ein Ehering schafft keine Bindung. Es täuscht sie nur vor. Wer gehen will geht, ich erwähnte es, auch dann, wenn er bleibt. Vom Kopf her oder vom Herzen her, ist er längst weg.

 

Von all den Geschichten, die ich gehört habe und von denen berichtet wird, bin ich nicht der Meinung, dass Singlesein unbedingt etwas ist, was ich bin. Ich bin in erster Linie ich. Und schon gar nicht die Hälfte eines Ganzen. Und auch, wenn ich nicht alles allein schaffe, muss ich mich dafür auch nicht verbiegen, verleugnen oder verleugnen und belügen lassen. Die Zeit, die ich mit einem Mann verbringe ist Nettozeit. Was nützt die Beziehung, wenn ich von einem Jahr Beziehung tatsächlich nur vier Wochen gute Zeiten hatte und der Rest in Warten, Dinge tun, die ich nicht will, mich fragen, ob er das auch so meint, streiten, Probleme, die ich vorher nicht hatte, etc. besteht? Da ist Brutto und Netto aber sehr unausgeglichen.

Und wer meint, Streiten gehöre zu einer Beziehung und Männer sind nun mal "so" und eine Frau muss sich in einer Beziehung nicht mehr aufbrezeln und Familie ist wichtiger als alles andere und einmal ist keinmal und der ganze verlogene Scheiss, dann muss er damit leben, dass man für viel Brutto nicht viel Netto herausbekommt und ob das wirklich das Leben ist, das man führen möchte.

 

Und wenn ich mit beiden Beinen im Leben stehe, dann bin ich definitiv nicht die Hälfte eines Ganzen.

 

Mit hat vor sehr vielen Jahren mal ein sehr kluger Mann etwas gesagt, als meine Ehe so gescheitert war und ich im Zweifel lag, ob ich mich wirklich trennen möchte oder aushalte, die Illusion für mich aufrecht erhalte, das mit mir machen lasse. Er sagte: Du hast nur ein Leben und das zumindest sollte so sein, dass es Dir damit gut geht. Niemand gibt Dir die Zeit zurück und niemanden kannst Du später dafür verantwortlich machen, wenn Du es bereust. Und man sollte das Leben möglichst nur mit Leuten verbringen, die es wert sind und die einem gut tun. Für so etwas ist Alleinsein immer die bessere Wahl. Und er hat so recht damit!

 

Hinzufügen möchte ich, dass man niemals Abhängigkeit oder Verzweiflung oder mangelndes Selbstvertrauen mit Liebe verwechseln sollte. Der Partner kann einem nie das geben, was man selbst nicht hat. Und wenn man das glaubt, dann hat man sich selbst aufgegeben.

 

Und alles dies, ist kein Aufruf zum Singlesein und auch kein Kampf gegen die, die an die Liebe glauben. Es ist nur der Gedanke, dass man frei entscheiden darf. Und nicht die Augen verschließen sollte. Es gibt immer wieder die Chance, auf etwas, was einem gut tut. Und wenn man sich für die Liebe und den Partner entscheidet, dann muss man auch dafür sorgen, dass man den anderen gut behandelt und fair ist. Jemanden, der einen betrügt findet man notfalls immer. Aber jemanden, dem man vertrauen kann, der sollte die bessere Wahl sein. Und bis dahin kann man auch gut allein durchs Leben gehen. Wobei auch Alleinsein ihre guten Momente hat. Und das sind dann wirklich Nettomomente.