Der Künstler im eigenen Land....

 

 

 

Welch erhabener Moment, als mein Buch endlich das Licht der Welt erblickte und fröhlich vom Verlag zu mir geschickt worden ist. Ach, Mutti ist sooo stolz! Und muss gleich allen Leuten der social media Plattformen davon ausführlichst berichten. Wie von einem Neugeborenen werden Fotos verschickt, das BUCH ist endlich da! Und die Brutphase mit immerhin 18 Monaten ist ja auch beachtenswert! Da darf man schon ein wenig begeistert sein ;-)

 

So wanderten Fotos mit dem Cover durch das Netz und zudem iief das Handy heiss, denn auch über das Mobilphone machte ich darauf aufmerksam. ich bin sicher, den Preis für die Nervensäge des Monats hatte ich damit redlich verdient. Und an dieser Stelle ein DANKE an die Freunde, die sich davon nicht haben abschrecken lassen!!

 

Obwohl das Buch im sogenannten "Book on demand" Verfahren gedruckt wird, das heisst, bei Bestellung wird das Buch an die Buchhandlungen und Kunden verschickt, ist es nicht bei eben dieser Druckerei in Auftrag gegeben, sondern direkt vom Tredition Verlag in Hamburg veröffentlicht worden. Die Kosten für den Druck habe ich komplett übernommen, dafür muss ich aber auch nicht warten, bis irgend ein netter Verleger sich die Mühe macht, das Buch auch WIRKLICH zu lesen und sein Okay für die Veröffentlichung zu geben. Der Nachteil ist, die Veröffentlichung kostet einiges, der Vorteil - weil es ein Verlag ist - man hat immer einen Ansprechpartner und das Buch wird entsprechend beworben.

 

Nun ist es bei den Onlinebuchhandlungen wie Amazon, Thalia und Co. auch kein Thema - das Buch ist da und kann dort - wie alles andere auch - problemlos bestellt werden, was die guten Rezensionen ja auch beweisen. Wie ist es aber nun in den "normalen" Buchhandlungen vor Ort?

 

Eine liebe Freundin berichtete mir, dass sie in Eigenregie eine Buchhandlung angesprochen und von mir geschwärmt habe. Ich solle mich dort umgehend vorstellen, man sei sehr angetan von der Idee.

 

Ich packte also mein soeben erschienenes Buch ein und machte mich auf den Weg.

 

Vor Ort ein netter Verkäufer, der sich sowohl Buch als auch Verlag online anschaute und dann meinte, ich müsse nun leider erstmal Werbung für das Buch machen. Er schlug vor, sich an die Zeitungen zu wenden. Denn ohne Werbung würde hier im Ort ja niemand davon wissen, also erstmal die Werbung, dann würden sie es entsprechend im Schaufenster platzieren und entsprechend hervorheben. Auch über eine Lesung wurde laut nachgedacht. Alles in allem sehr vielversprechend - dachte ich.

 

Mit frisch gedruckten Flyern kam ich dann nach einigen Tagen nochmals in die besagte Buchhandlung. Dieses Mal traf ich eine Verkäuferin an. Tja, das mit dem "Book on Demand" gefiel ihr nicht sooo gut. Man müsse ja bestellen und auch kaufen und könne nicht zurückschicken, falls sich doch keine Interessenten finden würden.

 

Ich meinte, dass ich ja auch meine Bücher vor Ort kaufen würde und man wird ja doch immer aufgefordert die Internetbuchhandlungen zu ignorieren und den heimischen Handel zu stärken. Dann könne der heimische Handel doch auch die heimischen Künstler unterstützen?

 

Ach, es war nicht so einfach...

 

Auch die andere Buchhandlung war - trotz ich dort Stammkundin und namentlich bekannt war - sehr spröde im Kaufverhalten. Nein, ein Buch einfach so einkaufen, das ginge aus wirtschaftlichen Gründen schon mal gar nicht. Nicht einmal ein lumpiges Exemplar wollten sie erwerben, ob ich nicht mit dem Verlag sprechen könne, dass man ggf. doch die Bücher umtauschen könne?

 

Sie hatten das Buch gar nicht gelesen, waren aber scheinbar nicht überzeugt, dass ich schreiben kann, anders kann ich mir diese Aussage gar nicht erklären.

 

Leute - es ist gar nicht so schlecht, LEST es doch erstmal und urteilt dann. Wenn ich bedenke, wieviel Müll tatsächlich veröffentlicht wird (und ich nenne mal nur "Feuchtgebiete") dann wird sich meins allemal verkaufen lassen.

 

Sie machten mir dann das Angebot, dass ICH doch die Bücher kaufen und dort IM AUFTRAG sozusagen in Kommission verkaufen könne. Und natürlich war die nächste Frage, was dann für sie dabei rausspringen würde!

 

Echt jetzt? Ich soll also das Buch von meinem Geld KAUFEN und dann günstig an die Buchhandlung weiterverkaufen? Mal abgesehen, dass ich am Buch nur verdiene, wenn es jemand anderer kauft und nicht ich selbst und wenn ich es dann noch günstiger verkaufen muss, damit die Buchhandlung daran verdient, dann finde ich die Frage an sich schon ziemlich frech.

 

Wir einigten uns dann darauf, dass ich ein Exemplar als Sichtexemplar dort lasse, damit die Leser es wenigstens SEHEN und ein bisschen drin schmökern können. Bestellen müssten sie es dann allerdings, selbst einige Exemplare auf Verdacht einzukaufen stand nicht zur Debatte (wobei die Buchhandlungen einen Rabatt bekommen und sich die Kosten damit sogar deutlich im Rahmen halten würden).

 

Dieses eine Exemplar mit Flyer sollte dann beworben werden.

 

Bis zum heutigen Tage ist das nicht passiert. Wo die Flyer sind? Keine Ahnung. Das Buch? Ich habs nicht gesehen. Was ich allerdings bekomme, sind Anfragen von Leuten aus dem Ort, die oftmals gezielt danach fragen, aber nicht mal das Buch zu sehen bekommen, geschweige denn, dass es irgendwo sichtbar im Schaufenster ausliegt.

 

Auch die schöne Werbung in den Zeitungen (man bedenke, ich war sogar "Covergirl" einer Ausgabe!) hat die Buchhandlungen nicht überzeugen können.

 

Die Frage ist nun, wo ist der Vorteil, dort zu kaufen? Bestellen kann jeder das Buch auch direkt beim Verlag oder bei einer der großen Onlinebuchshops, dann spart man sich die Wege, hat einen Blick ins Buch und kann umtauschen, bei Nichtgefallen.

 

Warum sollte ich als Künstler aber noch direkt in der Buchhandlung vor Ort kaufen? Wo sie doch so wenig Engangement zeigen?

 

Witzig noch, dass in einigen Buchhandlungen ausserhalb das Buch direkt im Laden ausgestellt worden ist und dort auch gut ankommt. Mir wurden Lesungen angeboten und auch die Rückmeldungen über diese Seite sind durchweg positiv. Warum der heimische Handel sich aber so zeigt? Nun, dass kann ich nur vermuten.

 

Der heimische Künstler ist im Ort nichts wert - im Gegenteil: tauchst Du in der Zeitung auf, bist Du allenfalls für den Landkreis interessant. Sie vermuten hohe Einnahmen und möchten Dir gern das wenige Wohngeld, was Du nach wochenlangem Aufwand "Sie müssen uns noch das Formular und das Formular und das Formular, ...zuschicken" erhalten hast, streichen. Komisch, wie die Späher im Amt doch arbeiten: ich bekomme Wohngeld auch deshalb, weil ich keinen Kindesunterhalt bekomme. Würde man den zum Unterhalt Verpflichteten ähnlich intensiv beobachten, wäre mein Unterhalt gesichert und ich wäre gar nicht auf das Wohngeld angewiesen. Schon mal drüber nachgedacht, lieber Landkreis? Ihr könnt aber auch gern den Verkauf ankurbeln, in dem ihr alle fleissig mein Buch kauft UND ordentlich Werbung macht!

 

Die Nachbarn, sonst stets neugierig und an allem interessiert, was mich und meine Familie so bewegt, haben ja auch den Bericht in der Zeitung verfolgen können. Seitdem grüßen sie nicht mehr. Dabei hab ich (noch) gar nichts über die liebe Nachbarschaft geschrieben!

 

Überhaupt ist die Resonanz sehr vielfältig: von Begeisterung über Neid ist alles dabei. Da gibt es die, die ja auch schon immer ein Buch schreiben wollten. Ja ja, das wäre ja nichts dolles. So Veröffentlichen... das könne ja jeder. Stimmt - aber vorher muss man es noch schreiben ;-)

Oder von denen, die sich sehr an dem SINGLEmom hochgezogen haben und sich für den Single interessieren. Dabei habe ich an keiner Stelle geschrieben, dass ich auf der Suche bin. Also, danke, aber NEIN danke.

Für einige war das Buch ein Schubs, selbst aktiv etwas zu tun - zu sehen, man kann etwas schaffen, wenn man Mut hat. Das ehrt mich sehr.

 

Ich bin auch angesprochen worden, dass es ja kein richtiger Ratgeber sei. Nun, das wundert mich nicht, denn es ist ja auch kein Ratgeber - es sind KURZgeschichten.

Den einzigen Rat, den ich gebe, ist: dass Leben mit Kindern mehr mit Humor zu nehmen.

 

Im Übrigen ist es schwierig, da kommen dann ja wieder die Leute ins Spiel, die gar nicht wissen, wie es ist eine Singlemom zu sein und wie oft man im Zweifel ob der eigenen Kräfte und Fähigkeiten ist. Aus dem Elfenbeinturm heraus lässt sich so leicht kritisieren. Von daher freut es mich viel mehr, wenn mir eine Mom schreibt, wie gut ihr das getan hat, zu Lesen, dass es anderen Moms auch so geht und dass ihr damit das eigene Leben und die eigene Arbeit viel wertvoller vorgekommen ist und sie einiges mehr schätzen konnte. Also, DARUM geht es doch: Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel, Singlemom! Vertrau Dir mal selbst, - mehr muss ich gar nicht raten.

 

Ich habe das Buch auch dem KInderschutzbund vorgestellt und die Frage kam: Meinen Sie wirklich, das ist ein Buch für uns? Und ich sage: JA, denn es handelt ja über Singlemoms und wo, wenn nicht dort, gibt es die en masse? Und es zeigt doch auch, dass man auch als alleinerziehende Mutter durchaus etwas erreichen und verwirklichen kann. Und wenn es neben den wirklich vielen Ratgebern mal ein Buch gibt, das nicht belehren oder bekehren will, dann sollte das doch auch empfohlen werden.

 

Denn was hat mich an den ganzen Ratgebern stets genervt? Dass man versucht, eine These für alle Eltern aufzustellen, nach dem Motto: SO musst Du es machen. Dabei funktioniert das gar nicht!

 

1. Die meisten Autoren sind gar keine Singlemoms/-dads. Und leben in durchaus gut situierten Verhältnissen, wissen also gar nicht, wie es ist, Familie und Job mit wenig Geld unter einen Hut zu bringen.

2. Jedes Kind ist anders - jede MUTTER ist anders, jede Familie ist anders. Überall sind eigene Regeln, sind eigene Lebensbereiche, die kann man nicht verallgemeinern. Was in der einen Familie funktioniert, muss für die andere nicht gelten.

3. Es handelt sich um Theorie - ja, theoretisch kann man alles erklären. Aber in der Praxis trifft man auf ziemlich aufgeweckte Kids, die kluge Sprüche und Regeln gern aushebeln und umgehen und dann stehst Du da. Laut Buch müsste das so und so laufen, in der Realität aber leider nicht.

4. Du kommst bei jedem Ratgeber an die Stelle, an der Du gern fragen möchtes,t: "Okay, läuft nicht - und nun?" Und dann - nichts. Keine Antwort, also was soll das dann?

5. Genau wie die Tatsache, dass so viele studierte und gelehrte Sozialpädagogen (gern auch ohne Kinder und deutlich unter 30) den hilfesuchenden Eltern aufzeigen, was sie so alles falsch machen. Denen sei gesagt: Kommt doch erstmal selbst in die Situation, bevor ihr "kluge" Kommentare abgebt. Was dort leider fehlt ist Verständnis und Menschlichkeit. Ich war so frei, dass mal einer Mitarbeiterin des JA zu sagen. Denn sie haben es dort immer mit Menschen zu tun und wenn ich bedenke, wie kalt und teilweise sogar bedrohlich dort mit den Eltern umgegangen wird, da fehlt das eine wie das andere sehr oft! Und das kann man auch im Internet in vielen Foren der Mütterlobby, der Gruppen rund ums Jugendamt, etc. gut nachlesen. Die Gruselgeschichten von RTL mit Kindesentzug und dergleichen sind dagegen harmlose Märchen. Da tun sich teilweise wirklich Abgründe auf! Und da muss dringend - auch von Seiten der Städte und der Gerichte - verbessert werden!

 

Um zum Punkt zu kommen... ich würde mich freuen, als heimischer Künstler entsprechend gewürdigt zu werden. Denn im Endeffekt bin auch ich ein Verbraucher und kann meine Dinge woanders kaufen. Unterstützung sollte immer auch gegenseitig sein, sonst funktioniert es nicht.

 

Ansonsten ein dickes Danke an die vielen Nachrichten, die mich erreicht haben. Gern weiter so! Ich freue mich immer über neue Anregungen!